Donnerstag, 17. September 2009

Zurück aus Nahsholim

Dienstag morgen, mal wieder später als geplant, sind Katha und ich gegen halb acht aufgebrochen um uns auf die Suche nach dem Bahnhof in Kiryat Gat zu machen. Als noch eine Voertelstunde Zeit war, bis unser Zug abfahren sollte und wir feststellen mussten, dass wir den Bahnhof so schnell auf keinen Fall finden würden, haben wir uns ein Taxi gerufen und ich habe diesen Dienst zum ersten mal in meinem Leben wahrgenommen :) Für 12 Schekel (ca 2€) haben wir uns also zum Bahnhof kutschieren lassen, uns der üblichen Sicherheitskontrolle unterzogen und dann mit der Schalterdame diskutiert, bis wir doch unseren Studententarif bekommen haben. Endlich im Zug auf dem Weg ins schöne Nahsholim... Man hatte den Eindruck, dass mindestens die Hälfte der Menschen im Zug Soldaten waren. Davon gibts hier halt echt viele.
Nachdem wir in Haifa angekommen sind und nach einem kurzen Hilferuf per Handy (ganz nach israelischer Manier) an Michael, den ich noch vom letzten Jahr kenne, auch die anderen Seminarteilnehmer gefunden haben durften wir dann gleich wieder in den Bus steigen und von da ging es ab nach Nahsholim, direkt ans Mittelmeer...

Kaum angekommen, ging es gleich in den Seminarraum. Es gab eine Kennenlernrunde, eine Programmbesprechung und dann das heiß ersehnte Mittagessen. Wer schonmal in Nahsholim war, weiß, wie viel leckeres Essen es da gibt. Ich hab in den 48 Stunden da soviel gegessen, wie sonst in einer ganzen Woche, soviel dazu ^^
Nach dem Essen und der Zimmerbelegung (wir wurden absichtlich gemischt auf die Zimmer verteilt, damit wir uns sozusagen kennen lernen müssen ^^) ging es nahtlos weiter zum nächsten Programmpunkt: einem Gespräch mit Dina Lutati. Sie ist die Verantwortliche für Volontäre/innen im israelischen Wohlfahrtsministerium und sollte eigentlich über die Rechte und Pflichten von Volontären reden. Aber irgendwie war sie noch so in Anspruch genommen von ihrer Deutschlandreise, von der sie in der Nacht zuvor erst zurückgekommen ist, dass sie mehr über deutsche Macken und deutsches Unverständnis gegenüber israelischen Gewohnheiten (z.B.: Warum duscht ein Israeli jeden Tag? Warum streiten und schreien die denn blos dauernd?) geredet hat, als über das eigentlich Thema. Was sie aber gemacht hat: sie hat alle gefragt nach ihren Arbeitstagen und wie viele Tage in der Woche wir arbeiten und musste feststellen, dass eigentlich keine Organisation die Regeln einhält. Die meisten arbeiten mehr als 5 Tage die Woche und fast alle mehr als 35 Stunden. Nun wird diese kleine, quirlige Frau wohl ganz schön Dampf machen. Mal sehen was da bei raus kommt... Benni (der auch mit war) hat uns jedenfalls hinterher gesagt:"Es gibt wirklich wenige Menschen die Dudu gar nicht leiden kann, und zu diesen wenigen gehört Dina auf jeden Fall."

Nach einer kurzen Pause kamen schon die nächsten Gäste. Nun sollte es um Integration von Neueinwanderern gehen, dazu kamen sowohl ein aus Russland und ein aus Algerien Eingewanderter. Nach dem mehr als üppigen Abendbrot gab es noch eine Diskussion über die aktuelle gesellschaftliche und politische Lage Israels mit Miki von der Friedrich Ebert Stiftung. Da es zu diesem Thema allerdings mehr als genug zu erzählen gab haben wir nur einen von 5 Punkten und auch nur annähernd geschafft, aber es war echt interessant. Der letzte Programmpunkt, nachdem wir bereits völlig vollgestopft mit Informationen und alles andere als aufnahmefähig waren, hieß dann "geselliges Beisammensein", entweder am Strand oder auf dem Gelände.

Am nächsten Morgen war ich mit einer meiner Zimmerkollginnen pünktlich um 7 beim Frühstück. Es war so üppig, man hätte den ganzen Tag essen können, aber nach einer guten Stunde hab ich dann doch aufgehört, meinem Magen zuliebe :) Bald darauf saßen wir wieder im Bus auf dem Weg nach Haifa. Zuerst waren wir in einer Synagoge (eher einem kleinen Raum, der zwar manchmal als Synagoge dient, aber mehr einer Bibliothek ähnelt und der auch zu Studierzwecken genutzt wird). Dort hat Simon Deri, eine religiös-orthodoxe Lehrerin, über das Thema "Was ist ein Jude und was bedeutet es, Jude zu sein" gesprochen. Allerdings sind wir anhand der vielen Fragen wieder bald vom Thema abgewichen. Nach einer Führung durch die deutsche Kolonie haben wir Falaffel zum Mittag gegessen, aber davon werde ich wohl kein großer Fan.
Anschließend sind wir nach Givat Haviva gefahren. Das liegt 2km von der sogenannten "Green Line" entfernt und fördert den Dialog zwischen Juden und Arabern. Dort gibt es Programme für verschiedene Gruppen und ich finde das echt eine gute Sache. War auch sehr interessant und unsere Referentin war gebürtige Britin und hatte demnach einen sehr britischen Humor, war lustig ;) Danach sind wir wieder Richtung Nahsholim und riesigem Abendbrotbuffet aufgebrochen...

Abends, bzw nachts, waren wir noch im Mittelmeer baden, es war zu herrlich :) Am nächsten Morgen, nachdem die Sachen gepackt und reichlich gefrühstückt wurde habe ich mir mit ein paar Leuten ein Set- und Unospiel geliefert, war lustig ;) Als letzten Punkt hat noch eine sehr junge Vertreterin der pädagogischen Einheit der Army über die Rolle der israelischen Armee als Integrationsfaktor der der israelischen Gesellschaft gesprochen. Die junge Frau war vielleicht 21-22, hat 2 Jahre Armeedienst hinter sich, ist Offizierin und macht nun ein Jahr als Berufssoldatin. Ich finde das schon echt krass, wenn man darüber nachdenkt, dass sie nicht viel älter ist als ich. Ich bin doch sehr froh, dass ich nicht zur Armee muss...
Nach einem Mittagssandwich hat uns der Bus dann wieder nach Haifa gebracht, von wo aus jeder wieder seiner Wege gegangen ist. Aber vorher haben wir eine Liste mit allen e-mailAdressen und Handynummern erstellt, sozusagen als Wohnbörse wenn jemand mal irgendwo unterkommen möchte und auch so wars zum Großteil eine lustige Truppe =)

Wieder zurück hatten Katha und ich zwei Überraschungen: die schlechte: überall Geschirr und Ameisen und so weiter. Und die echt schöne: für jeden eine Geschenktüte von Dudu, dem Heimleiter, mit Keksen, einem Shabatbrot, einem Bildband über Israel (ich hab sogar eine deutsche Ausführung ^^), einem Kalender fürs neue Jahr und einem Brief!!! Katha und ich haben einen richtigen Freudentanz aufgeführt, das war einfach sooo... süß :D
So, und jetzt werden wir Kekse backen :)

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